giftige Minerale
In der Natur kommen ca. 200 verschiedene Mineralien vor, die für Mensch und Natur schädlich sein können. Oft besteht die Gefahr darin, daß ihr Staub eingeatmet wird, die Mineralien von Kindern in den Mund genommen werden oder ein längerer Hautkontakt stattfindet. Deshalb sollte man immer eine Gefahr möglichst ausschließen, die Mineralien entsprechend aufbewahren und vor Zugriffen schützen und beim Handtieren sollte entsprechende Arbeitsschutzmaßnahmen eingehalten werden.
Da Mineralien kristallisierte und von der Natur gebildete Chemikalien sind, unterliegen auch sie der Chemikalienverordnung und somit müssen giftige Substanzen als solche gekennzeichnet werden und dürfen auch nur mit einen Sicherheitsdatenblatt versehen in den Handel kommen.
Zur Bestimmung der potenziellen Gefahr, die von den Mineralien ausgehen müssen folgende Faktoren beachtet werden.
Exposition
Eine Toxizität ist abhängig davon, ob giftige Minerale als pulverige Überzüge, gut kristallisiert oder als Einschlüsse in den sogenannten Wirtsmineralien vorkommen.
Resorption
Entscheidend ist für das Schädigungspotential auch, wie die giftigen Stoffe an oder in den Körper gelangen. Die Resorptionswege:
über die Haut – giftig bei Berührung
Atmung – einatmen von giftigem Staub
Magen-Darm - verschlucken
Dosis
Hier sollten die Laborwerte angegeben werden, also die Dosis bei der 50% der Versuchstiere sterben – LD50. Ebenso spielt die Aufnahme des Giftes eine Rolle – LD-oral, LD-dermal usw. Leider liegen den Mineralien solche Laborwerte nicht bei, wenn man sie im Handel erwirbt.
Kontaminationszeit
Das ist der Zeitraum, bis sich die Vergiftungen bemerkbar machen. So lagern sich Kupfer, Blei und Quecksilber z.B. im Fett- und Muskelgewebe oder in den Knochen ab. Das heißt, dass sich die schädigende Wirkung erst nach längeren Zeiträumen zeigt und man spricht von einer chronischen Vergiftung. Oft muß man erst lange überlegen, wann und wodurch man diese Vergiftung bekommen hat. Die Ursachen sich dann längst vergessen, oder man bringt die Mineralien nicht damit in Verbindung. Viele Mineralien und Elemente kennt man ja und weiß, wie giftig sie sind und bei anderen, eher unbekannten oder nicht gängigen Elementen sind die chemischen Formeln unerläßlich. Zu den allgemein bekannten Elementen gehören u.a. Antimon, Arsen, Blei, Cadmium, Kupfer und Quecksilber.
Antimon
Da Antimon meist mit anderen Metallen, wie Arsen oder Blei auftritt, ist es schwer die Toxizität zu beurteilen, aber Antimonverbindungen sind immer für den Menschen gesundheitsschädlich oder gar giftig. Hierbei fand man heraus, das eine "dreiwertige" Antimonverbindung fast zehnmal höher in der Toxizität ist, als die "fünfwertige". Durch orale Aufnahme kann es zu Durchfall und Erbrechen kommen, doch die Antimonverbindungen durchdringen nur schwer die Darmwände, so daß nur wenige Mengen in den Blutkreislauf gelangen. Beim Einatmen oder Berührung des Staubs können die Lungen, die Augen und die Haut geschädigt werden. Sie rufen eine Dermatitis oder Keratitis hervor oder führen zur Hämolyse – Abtrennung der roten Blutkörperchen) und es können innere Organe betroffen werden. So führt es zu Lungenödeme, Leberzirrhose, Nierendefekte, Herz-Kreislaufproblemen und auch zur Knochenmarkerkrankung. Beim Menschen liegt die letale Dosis bei 100 mg Sb/kg.
Arsen
Jeder kennt die Gefährlichkeit von Arsen und weiß, daß es giftig ist. Es gibt akute und chronische Vergiftungen, je nachdem, wie hoch die Dosis ist. Bei einer akuten Arsenvergiftung bekommt man innerhalb einer Stunde starke Leibschmerzen, Durchfall und Erbrechen und die damit verbundene Dehydrierung und den Elektrolytverlust kann es zu Herz-Kreislaufversagen kommen. Arsen wird sehr langsam über die Haut aufgenommen (resorbiert), während die Aufnahme über die Lunge und den Magen-Darmtrakt sehr schnell geht. So sind auch hier die "dreiwertigen" Arsenverbindungen giftiger, als die "fünfwertigen" und eine tödliche Dosis beträgt für einen Menschen 0,15 bis 0,3 g. Eine Aufnahme von geringen Mengen über einen längeren Zeitraum führt zu einer chronischen Vergiftung und führt zu Nervenschäden, allgemeine Schwäche, Gefühllosigkeit, Kribbeln in den Gliedmaßen, dunkler Hautverfärbung, Rückbildung des Knochenmarks und Leberveränderungen. Arsenverbindungen sind krebserregend und es kommt zu Leberzirrhose, Haut,- Lungen- und Leberkrebs.
Blei
Auch bei Blei weiß jeder, wie giftig es ist, wobei kaum einer weiß, daß es ein systemisch wirkendes Zellgift ist. Es kommt zu chronischen Schädigungen der Organe und den Organsystemen und führt zu Schädigungen des zentralen Nervensystems, Störungen im Vitamin-D-Stoffwechsel, die Bildung von Blutfarbstoff und führt zu Bluthochdruck. Es kann die Fortpflanzung beeinträchtigen und die kindliche Intelligenzentwicklung stören. Da sich das Blei im Körper ablagert, werden oft keine Rückschlüsse auf eine Bleivergiftung gezogen und somit die Ursache nicht erkannt. Blei ist als umweltgefährlich eingestuft.
Cadmium
Fast alle Cadmiumverbindungen sind gesundheitsschädlich, mit Ausnahme von Cadmiumoxid und Cadmiumsulfid, da sie schwer löslich sind. Doch mit zunehmender Versauerung (pH-Wert) wandeln sich diese in wasserlöslichen Cadmiumionen und in verdünnter Salzsäure, wie es die Magensäurekonzentration hat, können kleine Anteile gelöst werden. Das kann zu chronischen Nieren-, Leber und Knochenmarkschädigungen führen.
Kupfer
Auch Kupfer führt zu chronischen Erkrankungen und kann zur Sklerodermie führen. Diese Krankheit, bei der Haut und Organe verhärten, ist schwer zu diagnostizieren und sie ist bis heute nicht heilbar.
Quecksilber
Auch hier weiß jeder, daß Quecksilber gesundheitsschädlich ist und während man z.B. Quecksilberthermometer aus dem Handel genommen hat, so nehmen wir immer noch durch die Nahrung zu viel auf. Allein Thunfische sind schwer belastet. Eine Aufnahme kann über die Lunge, die Haut und den Magen geschehen, denn bei der Zersetzung von quecksilberhaltigen Mineralien entsteht Quecksilberdampf, welcher zu Übelkeit, Erbrechen, Leibschmerzen, blutigen Durchfall und Zahnlockerung führen kann. Hier liegt der MAK-Wert bei 0,01 ml/m3. Quecksilberverbindungen wirken ätzend auf Hat und Schleimhaut und es kommt zu Rachenentzündungen, Schluckbeschwerden Benommenheit, Bauchschmerzen, Kreislaufkollaps oder Schock. Nachhaltig wird das Nervensystem geschädigt. Quecksilberverbindungen sind wassergefährdend und dennoch bringt man quecksilberhaltige Energiesparlampen auf dem Markt, die als Sondermüll entsorgt werden müssen, weil sie extrem gesundheitsgefährdend sind und doch oft sorglos entsorgt werden.
Immer wieder stelle ich fest, daß auf Mineralienbörsen giftige oder gesundheitsschädliche Mineralien bedenkenlos angeboten werden. Sie sind weder entsprechend deklariert, noch machen die Verkäufer einen darauf aufmerksam. Hier einmal einen kleinen Überblick über einige Minrealien, die man dort so findet.
Sehr giftig
Cinnabarit (Zinnober) HgS
Sehr giftig beim Verschlucken oder Berührung mit der Haut!
Gefahr durch Hautresorption.
Gefahr kumulativer Wirkungen.
wassergefährdend
Lopezit K2Cr2O7
Sehr giftig (krebserregend) beim Einatmen von Staub.
Giftig beim Verschlucken
Auch gesundheitsschädlich bei Berührung mit der Haut.
Sensibilisierung durch Hautkontakt möglich.
Kann vererbbare Schäden verursachen.
Gefahr ernster Augenschäden.
Sehr giftig für Wasserorganismen.
stark wassergefährdend
Brandfördernd
giftig
Anglesit PbSO4
kann das Kind im Mutterleib schädigen
kann die Fortpflanzung beeinträchtigen
Gefahr kumulativer Wirkungen
Sehr giftig für Wasserorganismen
stark wassergefährdend
Auripigment As2S3
Giftig beim Verschlucken
Sehr giftig für Wasserorganismen
stark wassergefährdend
Bunsenit NiO
Krebserzeugend beim Einatmen von Staub
Sensibilisierung durch Hautkontakt möglich
Cerrussit (Weißbleierz) PbCO3
kann das Kind im Mutterleib schädigen
kann die Fortpflanzung beeinträchtigen
Gefahr kumulativer Wirkungen
wassergefährdend
Fiedlerit Pb3Cl4F(OH)
kann das Kind im Mutterleib schädigen
kann die Fortpflanzung beeinträchtigen
Gefahr kumulativer Wirkungen
Sehr giftig für Wasserorganismen
stark wassergefährdend
Galenit (Bleiglanz) PbS
kann das Kind im Mutterleib schädigen
kann die Fortpflanzung beeinträchtigen
Gefahr kumulativer Wirkungen
Greenockit CdS
Krebserzeugend
stark wassergefährdend
Krokoit PbCrO4
kann das Kind im Mutterleib schädigen
kann die Fortpflanzung beeinträchtigen
Gefahr kumulativer Wirkungen
Sehr giftig für Wasserorganismen
stark wassergefährdend
Millerit (Gelbnickelkies) NiS
Krebserzeugend beim Einatmen von Staub
Sensibilisierung durch Hautkontakt möglich
wassergefährdend
Minium Pb3O4
kann das Kind im Mutterleib schädigen
kann die Fortpflanzung beeinträchtigen
Gefahr kumulativer Wirkungen
Sehr giftig für Wasserorganismen
stark wassergefährdend
Nickelin (Rotnickelkies) NiAs
Gefahr kumulativer Wirkungen
Sensibilisierung durch Hautkontakt möglich
Sehr giftig für Wasserorganismen
stark wassergefährdend
Rauenthalit Ca3(AsO4)
Krebserregend
Sehr giftig für Wasserorganismen
stark wassergefährdend
Realgar AsS
Giftig beim Verschlucken
Krebserregend
Sehr giftig für Wasserorganismen
stark wassergefährdend
Vanadinit Pb5[Cl/(VO4)3]
möglicherweise Krebserzeugend
kann das Kind im Mutterleib schädigen
kann die Fortpflanzung beeinträchtigen
Gefahr kumulativer Wirkungen
Sehr giftig für Wasserorganismen
stark wassergefährdend
gesundheitsschädlich
Antimonit (Antimonglanz, Stibnit) Sb2S3
Reizt die Haut und die Schleimhäute
Kann Bindehautentzündung hervorrufen
Azurit Cu3(CO3)2(OH)2
Gesundheitsschädlich beim Verschlucken
wassergefährdend
Chalkanthit (Kupfervitriol) CuSO4
Gesundheitsschädlich beim Verschlucken:
Erbrechen, Durchfall
Schädigung von Leber und Nieren
möglicherweise krebserregend oder –fördernd
Cuprit CuO
Gesundheitsschädlich beim Verschlucken
Gaspeit (Ni,Mg,Fe)CO3
Sensibilisierung durch Hautkontakt möglich.
Möglicherweise krebserregend oder -fördernd
Sehr giftig für Wasserorganismen
stark wassergefährdend
Kalomel HgCl
Gesundheitsschädlich beim Verschlucken
Sehr giftig für Wasserorganismen
stark wassergefährdend
Malachit Cu2(CO3)(OH)2
Erbrechen, Durchfall, Schädigung von Leber und Nieren
Pyrolusit / Psilomelan / Ramsdellit MnO2
Magen-Darm-Beschwerden, Übelkeit
Brandfördernd
Spherocobaltit CoCO3
Durch Hautkontakt Sensibilisierung möglich.
Möglicherweise Krebserregend oder -fördernd
Irreversibler Schaden möglich.
Valenttinit (Antimonblüte) / Senarmonit Sb2O3
Verdacht auf krebserzeugende Wirkung
wassergefährdend
Wolframit (Fe-) MnWO4
Gesundheitsschädlich beim Verschlucken
Die CLP-Verordnung und ihre Auswirkungen auf den Mineralienhandel
Am 16.12.2008 wurde die europäische Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 über die "Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen“ (Classification, Labelling and Packaging), kurz "CLP", vom Europäischen Parlament verabschiedet. Sie ist am 20.01.2009 in Kraft getreten und gilt seither unmittelbar in der gesamten Europäische Union. Die Verordnung steht für die Öffentlichkeit zum Download bereit.
Diese CLP-Verordnung bildet zusammen mit der REACH-Verordnung die Säulen der neuen europäischen Chemikalienpolitik. Kaum wahrgenommen von der deutschen Öffentlichkeit, wurde mit CLP ein neues Gefahreneinstufungs- und Kennzeichnungssystem eingeführt, welches auch weitreichende Auswirkungen auf andere Rechtsgebiete hat; z.B.:
- Arbeitsschutz (Anpassung von Betriebsanweisungen etc.)
- Abfallrecht (Einstufung von gefährlichen Abfällen
- Wasserrecht (Wassergefährdungsklassen)
- Transportrecht (Gefahrgutvorschriften)
- Chemikalienrecht (Verwendungsbeschränkungen)
Wie war es früher geregelt?
Bei der Einstufung und Kennzeichnung gefährlicher Stoffe und Zubereitungen galten im Handel mit festen chemischen Substanzen bis zum 01.06.2015 die Regeln der europäischen Stoffrichtlinie (67/548/EWG) und der Zubereitungsrichtlinie (1999/45/EG). Beide Regelwerke sind in Deutschland im Chemikaliengesetz und in der Gefahrstoffverordnung umgesetzt worden. In diesen alten Verordnungen sind Mineralien ausdrücklich von der Kennzeichnungspflicht ausgenommen.
Wie ist es jetzt geregelt?
Seit 01.06.2015 sind sowohl die europäische Stoffrichtlinie als auch die Zubereitungsrichtlinie vollständig von der CLP-Verordnung abgelöst worden. Und in der CLP-Verordnung wird keine Ausnahme mehr für natürliche Chemikalien (sprich: Mineralien) gemacht. Deshalb müssen sich Mineralienhändler auf grundlegend neue Kennzeichnungspflichten einstellen.
Verpackung und Kennzeichnung
Vom Lieferanten, d.h. vom Hersteller, Importeur, nachgeschalteten Anwender oder Händler sind als gefährlich eingestufte Stoffe und Gemische nun nach CLP zu kennzeichnen und zu verpacken. Ein korrektes Kennzeichnungsetikett, wie es auch beim Versand von giftigen oder gesundheitsschädlichen Mineralien mit der Post außen auf die Verpackung geklebt werden soll, muss die folgenden Angaben enthalten:
- Name, Anschrift und Telefonnummer des Lieferanten
- Nennmenge des Stoffes oder Gemisches in der Verpackung
- Produktidentifikatoren (CAS-, EINECS-Nr. etc.]
- Gefahrenpiktogramme
- Signalwörter
- Gefahrenhinweise
- Sicherheitshinweise
Welche Minerale sind betroffen?
Wir haben uns in einschlägigen Datenbanken umgesehen und eine Liste von giftigen oder gesundheitsschädlichen Stoffen zusammengestellt, die in der Natur in mineralisierter Form vorkommen oder als künstliche Züchtungen als "Kristallstufen" im Mineralienhandel kursieren. Die folgenden, CLP-konformen Angaben stammen aus der GESTIS-Stoffdatenbank der IFA (Institut für Arbeitsschutz der Deutschen gesetzlichen Unfallversicherung) und wurden vom Autor mit den für den Mineraliensektor relevanten Rubriken "Besondere Gefahrenhinweise" und "Aufbewahrungshinweise" ergänzt. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, deckt aber nach Ansicht des Autors die häufigsten der im Handel angebotenen Minerale mit Gefahrenpotential ab.
SEHR GIFTIG | gut wasserlöslich
* Lopezit wird im Mineralienhandel meist als großkristalline, leuchtend orange- rote Kristallzüchtung angeboten.
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GIFTIG | schlecht wasserlöslich, kann sich jedoch in gut wasserlösliche, sehr giftige Produkte zersetzen
GESUNDHEITSSCHÄDLICH | entweder beim Verschlucken (wenn Magensäurelöslich) oder beim Einatmen von Staub
* Chalkanthit wird im Mineralienhandel meist als großkristalline, hellblaue Kristallzüchtung angeboten.
Diese CLP-konformen Informationen sind bei Verkaufsausstellungen (Mineralienbörsen, Märkten, Ladengeschäft, Mineralienhandlung) in unmittelbarer Nähe des betroffenen Minerals aufzustellen und beim Verkauf (dem "In Verkehr bringen") dem Käufer auszuhändigen. Beim Versand von betroffenen Mineralen mittels Post oder Paketdienst sind die Warnhinweise außen am Paket anzubringen, insbesonders bei den als "giftig" oder "sehr giftig" gekennzeichneten Mineralen.
Autor: Dipl.-Min. B. Bruder
© INSTITUT FÜR EDELSTEIN PRÜFUNG (EPI)
Einen Dank für diese tolle Auflistung an Bernhard Bruder vom EPI-Institut und dessen Bücher ich nur empfehlen kann.
Autor: Dipl.-Min. B. Bruder
© INSTITUT FÜR EDELSTEIN PRÜFUNG (EPI), 2006
weiterführende Literatur
PUFFER, J. H. (1980): Toxic Minerals; Mineralogical Record 11; p. 5 - 11; Tucson, Ariz.
MERIAN, E. (1984): Metalle in der Umwelt - Verteilung, Analytik und biologische Relevanz; VCH, Weinheim