Die Gruppe der Turmaline
Die Gruppe der Turmaline umfaßt mehr als 10 Varietäten und keine Gruppe der Edelsteine und Mineralien hat so viel Farben und Farbvariationen aufzuweisen, wie der Turmalin. Zudem ist der Turmalin (wie der Granat auch) durch seine chemischen und physikalischen Eigenschaften ein Stein, der nicht synthetisch hergestellt werden kann. Dafür ist der Chemismus einfach zu kompliziert, denn die die Mischkristalle haben alle eine andere Zusammensetzung, aber die gleiche Kristallstruktur.
So ist auch der Name von den singalesischen Wort "Turmali" abgeleitet, was so viel wie "Farbgemisch" bedeutet. Einige Turmaline haben einen Eigennamen, während andere jeweils nach ihrer Farbe benannt sind.
Ich kenne keinen anderen Edelstein, der so viele Farbvarianten hat, den er kommt in nur allen erdenklichen Farbtönen vor, die einfarbig oder auch mehrfarbig sind. Seiner Härte und der Unempfindlichkeit hat es der Turmalin zu verdanken, daß er einer der begehrtesten Farbedelsteine ist, der aber nicht nur für die Schmuckindustrie interessant ist, sondern auch bei den Edelsteinsammlern das Herz höher schlagen läßt.
Achroit – farbloser Turmalin (eisenarme Farbvariante)
Dravit – bräunlicher Turmalin NaMg3Al6(BO3)3[Si6O18](OH)3(0H)
Indigolith - blau, grünlichblau, tiefblau, bis schwarzblau, durch Eisen gefärbt.(Farbvariante)
Rubellit - roter Turmalin (Farbvariante) rosarot, rubinrot, braunrot durch Lithium- und/oder Manganionen gefärbt.
Schörl – schwarzer Turmalin ähnlich dem Dravit, nur mit mehr Eisen als Mangan
Verdelith - grüner Turmalin (Farbvariante) grünlich, smaragdgrün, bläulichgrün, gelblichgrün, apfelgrün, moosgrün durch II-wertiges Eisen gefärbt.
Buergerit - NaFe33+Al6(BO3)3[Si6O18]O3F
Chromdravit - NaMg3Cr6(BO3)3[Si6O18](OH)3(0H)
Elbait - Na(Li1,5AL1,5)Al6(BO3)3[Si6O18](OH)3(0H) Rot-und Grünzonen,sowie farblose Zonen erscheinen an einem Kristall
Feruvit - CaFe23+(MgAl5(BO3)3[Si6O18](OH)3(0H)
Foitit - (Fe22+Al)Al6(BO3)3[Si6O18](OH)3(0H)
Liddicoatit - Ca(Li2AL)3Al6(BO3)3[Si6O18](OH)3F
Magnesiofoitit - (Mg2AL)Al6(BO3)3[Si6O18](OH)3(0H)
Olenit - NaAL3Al6(BO3)3[Si6O18](O)3(0H)
Povondrait - NaFe33+Fe3+4Mg2(BO3)3[Si6O18](OH)30
Rossmanit - (LiAL2)Al6(BO3)3[Si6O18](OH)3(0H)
Uvit - CaMg3(MgAl5)(BO3)3[Si6O18](OH)3F
Vanadiumdravit - NaMg3V6(BO3)3[Si6O18](OH)3(0H)
Ohne Eigennamen gibt es noch den
gelben Turmalin
violetter Turmalin
und bei den zwei- oder mehrfarbigen Turmalinen ist wohl der bekannteste mit seine roten und grünen Farben
Wassermelonen-Turmalin
zweifarbige Turmaline
Eine absolut rare Varietät stellt der neongrüne bis neonblaue
Paraiba-Turmalin
dar, der seinen Namen nach dem Fundort Paraiba, einen brasilianischen Bundesstaat erhalten hat. Seine besonderen Farben erhält er durch Spurenelemente von Kupfer und eine gute Qualität erzielt Spitzenpreise.
Turmalinquarz
Quarz mit nadeligen Turmalineinschlüssen
Alle Turmaline weist ein ausgeprägter Pleochroismus auf, wo durch die unterschiedlichen Betrachtungswinkel und Lichtverhältnisse die Turmaline in anderen Farben und/oder Farbintensitäten erscheinen läßt. Auch wenn die Turmaline recht häufig vorkommen, so sind sie doch sehr teuer und besonders einfarbige und schleifwürdige Kristalle sind sehr selten. In der Regel sind Turmaline eher trübe, weisen Risse und Sprünge auf, haben Spannungsrisse, Hohlkanäle oder Einschlüsse.
Durch Erwärmung oder Reibung weisen Turmaline eine elektrostatische Aufladung auf. Durch die sogenannte Pyro- und Piezoelektrizität ziehen Turmaline mehr Staub und kleine Teilchen an und sollten auf Grund dessen auch öfters gereinigt werden.
Wirtschaftliche Vorkommen findet man in Brasilien, Mosambik, Nigeria, Namibia, Pakistan, Madagaskar Sri Lanka und Afghanistan.
In Tiefen von 2000 und 6000 Meter entstanden Hohlräume, in dem sich langsam Kristalle bildeten. Das sind sogenannte Pegmatite (griech.Pegnumi, was so viel bedeutet wie stocken oder gerinnen) und da das Magma sehr viel Wasser enthält, entsteht in den Pegmatitgängen der Granit. In diesem Granit findet man die größten Glimmertafeln mit manchmal einem Gewicht von über einhundert Tonnen. Sie sind Meterdick und im Ural wurde ein Feldspatkristall von 40 M Höhe entdeckt.
Und genau in solchen Pegmatiten können Turmaline eine Länge von mehreren Metern erreichen und da diese Turmalinkristalle in der noch zähflüssigen Masse entstehen, gibt es auch keine Hohlräume – sie sind mit dem Gestein verwachsen. Solche Fundorte von Pegmatiten findet man u.a. in Kanada, Texas, Westaustralien, Finnland, Norwegen, Brasilien, Afrika und Ceylon.
Die Turmaline, die in den Pegmatiten gefunden werden ersetzen den Eisenglimmer " Biotit", denn noch nie wurde er in dort mit Turmalin gefunden.
In diesen Hohlräumen kristallisieren sich Quarz, Glimmer und Feldspat aus und in den Restlösungen des Magmas bleiben Kohlensäure, Wasser und Schwefeldyoxid, in denen auch Mineralstoffe, wie Cäsium, Zinn, Wolfram, Arsen, Bor, Phosphor, Chlor, Fluor, Beryllium und Lithium gelöst sind. Glimmer, Feldspat und Quarz kristallisieren zu einen feinkörnigen Gestein aus, doch in der Restlösung reicherte sich das Wasser immer mehr an. Dieses Restmagma ergießt sich in den Rissen und leinen Hohlräumen, wo sich nun die Kristalle bilden können. An den Wänden des bereits kristallisierten Granits wird der dunkle Magnesium - Eisen - Glimmer "Biotit" in den schwarzen, eisenreichen Schörl – dem schwarzen Turmalin umgewandelt und es entstehen die schönen Turmalinsonnen. Wandert dieses Restmagma weiter, findet eine Umkristallisation statt, wo bei der Schörl sich wieder auflöst und sich mit Lithium, Mangan, Vanadium oder Chrom verbindet. Diese neue Masse kristallisiert nun wiederum in "Drusenhohlräumen" aus, wo dann die farbigen, klaren und freien Turmaline mit den spiegelnden Endflächen wachsen.
Schwarze Turmalinsonnen findet man im bayrischen Wald, wie auch im Fichtelgebirge – in Gebieten mit Granit und Gneis. Mit etwas Glück findet man dort große helle Gesteine mit Schörl, der vielstrahlig ist und eine Dicke von bis zu 8mm hat. Der Schörl ist sehr eisenhaltig, doch es kann auch einmal sein, daß man keinen Schörl in der Hand hat, sondern ein Darvit. Dieser kann auch schon einmal sehr dunkel – fast schwarz - sein, hat aber weniger Eisen und mehr Magnesium, als der Schörl. Die am häufigsten gefundene Art des Turmalins ist der Schörl, da er am Anfang der Varianten steht, der eine Umwandlung vom schwarzen Glimmer, dem Biotit, ist.
In der Jonas-Mine in Brasilien stieß man u. a. auf riesige Rubellit-Kristalle. Es wurden aber nicht nur diese großen, herrlichen Kristalle geborgen, sondern man hat auch das Gestein, auf denen diese Turmaline mit ihrem analogen Pol, also mit ihrer Wurzel, aufgewachsen waren, sorgfältig bis in mehrere Meter Tiefe hinein untersucht. Dabei entdecke man, daß die Wurzel dieser farbigen Kristalle, im Gestein in Schörl, in den schwarzen Turmalin übergehen. Der Schörl ist dabei im ganzen Gesteinskörper in mikroskopisch kleinen Kristallen verteilt, jedoch findet man nicht die geringste Spur von Biotit mehr. Gemologen sprechen deshalb von dem Vergleich mit einer Pflanze. Der farbige Turmalin ist die Blüte, dessen Wurzel der Schörl ist, der wiederum seine Wurzeln im Biotit hat und in einer hydrothermalen Phase entstanden ist.